Rosenkranz – Meditatives Gelaber! – Oder doch mehr?!: Gedanken zum Rosenkranzfest

Nach der Himmelfahrt Jesu versammeln sich die Jünger zusammen mit den Frauen im Obergemach, um gemeinsam im Gebet zu verharren. Sie spüren den Zusammenhalt beim Beieinander-Sein und die Kraft, die sie durch das gemeinsame Gebet erfüllt. Eine besondere Stimmung wird zu spüren gewesen sein.

Anderer Ort. Andere Zeit. In einer kleinen Gemeinde bin ich zum Rosenkranzgebet vor einer Messe. Versammelt sind einige ältere Frauen, die vor sich hinbrummeln – eine jede mit einer anderen Geschwindigkeit, sodass ein komisches meditatives Gebrubbel oder Gelaber – wie junge Leute heute oft sagen – entsteht.

Ist das Rosenkranzgebet also altbacken: verstaubt – eintönig – langweilig?

Oder doch vielleicht mehr?

Mir fällt beim Gebet des Rosenkranzes immer wieder auf, wie sehr er doch ein Sammlungsgebet ist. Der Betende sammelt sich, sein Innerstes und sammelt dabei Eindrücke aus dem Leben Jesu und Mariens, das er dann in Verbindung zum eigenen Leben stellt.

Die „Gebetsschnur“ des Rosenkranzes ist gleichsam eine Orientierungsschnur und ein Hilfsmittel, um ruhig zu werden und sich sammeln zu können, um gleichsam in eine andere Sphäre eindringen zu können. – Perle für Perle. Die Mischung aus gleichen Gebeten und Zeit zum Nachdenken – je nach Gestaltung des Gebetes – schafft Entschleunigung. Wie wichtig in unserer schnelllebigen und von Stress geplagten Gesellschaft!

Ja, der Rosenkranz ist wohl doch deutlich mehr. Aber dazu ist es nötig, dass du dich darauf einlassen kannst. Dazu musst du ablegen, was dir alles im Kopf herumschwirrt. Manchmal brauchst du dafür nur dich selbst. Und manchmal hilft dir die Gemeinschaft weiter, wie auch das gemeinschaftliche Gebet die Gebetsgemeinschaft im Obergemach erfüllt und bekräftigt hat.