„Jugendliche wollen einmalig sein. Er war es auf jeden Fall – ein moderner Seliger: Carlo Acutis“

Er ist gerade einmal einen Tag später als ich, doch ein Jahr früher als ich geboren. Und er ist mittlerweile gestorben – mit gerade einmal 15 Jahren nach einer schweren Erkrankung an Leukämie. Seliggesprochen wurde er am Tag meiner Priesterweihe, dem 10. Oktober des Jahres 2020, im wunderschönen Assisi. Also habe ich mir gedacht: Wenn uns schon einiges verbindet, dann ist die Frage: was? Deshalb will ich auf eine kleine Spurensuche gehen.

Carlos Mutter sagt über ihren Sohn, dass er ein ganz normales Kind und auch ein ganz normaler Jugendlicher war. Aber einer, der sich viele Gedanken gemacht hat. Einer, der zwar auch am PC rumhängt, dem aber seine Mitmenschen nicht egal sind. Im Gegenteil: Er will für sie da sein und er will, dass sie gut versorgt sind. Und er hat einen ganz besonderen Zugang zur Eucharistie – und das bereits als Kind.

Ehrlich gesagt finde ich gerade hierbei einige Parallelen zu meinem Leben. Auch ich habe mich schon als Kind dem Geheimnis der Eucharistie nahe gefühlt. Mit meiner Oma stand ich hinten in unserer Kirche und konnte nur durch einen kleinen Spalt der Kirchenbank in Richtung Altar schauen, wo dieses Geheimnis in Gestalt des gewandelten Brotes zu sehen war, wenn nicht damals die vielen Menschen vor uns in der voll besetzten Kirche den Blick verhindert haben. Auch wenn ich nicht bis ins Letzte erklären kann, was ich da gespürt habe, so kann ich doch sagen: Ich war in diesen Momenten Jesus nahe. Er hat mich fasziniert, angesprochen und berührt. Die Stunde in der Kirche hat mir Ruhe geschenkt. Ich habe mich zuhause gefühlt – angenommen, geborgen, geliebt.

Ähnlich muss es Carlo gegangen sein, als er seine Eltern bittet, zur Frühkommunion gehen zu dürfen. Nach einem Gespräch mit einem Priester wurde er für reif genug empfunden, zum ersten Mal zur Kommunion zu gehen. Die Eucharistie wird im Laufe seines kurzen Lebens zu seiner ganz besonderen Quelle. Das wird deutlich, wenn er sagt:

Die Eucharistie ist meine Autobahn zum Himmel.

(Carlo Acutis)

Und ihm ist dabei ebenso klar, dass er darauf vorbereitet sein will. Deshalb schätzt er die Hl. Beichte so sehr, denn dort kann er ablegen, was ihn belastet und spürt nach eigenen Angaben immer wieder eine besondere Liebe und Zuneigung, die wir die Barmherzigkeit Gottes nennen.

Ich finde es erstaunlich, dass dieser Jugendliche zwar alle modernen Medien nutzt, die er in der Welt findet, doch will er sie auch nutzen, um den Glauben in die Welt hinein zu verkünden. Naja, auch hier kann ich mich wiederfinden in meinem Bemühen, social media und co. für die Glaubensverkündigung zu nutzen.

Carlos Freunde schätzen ihn dafür, dass er sich für sie und ihre Sorgen Zeit nimmt – wie es gute Freunde tun – doch er scheint ein besonderer Zuhörer zu sein. Denn auch in seinem ehrenamtlichen Tun in einer Obdachloseneinrichtung sind die Menschen über ihn verwundert und zugleich fasziniert. Einige Menschen bringt er den Glauben näher und einer lässt sich sogar durch das Gespräch mit ihm taufen.

Carlo braucht kein neues Smartphone und erst recht nicht die ständig neuesten Sportklamotten. Er spart lieber, damit Arme Kleidung, einen warmen Schlafsack oder eine warme Mahlzeit haben.

Ist das nicht wirklich faszinierend für einen Jugendlichen mitten in der Pubertät? Ist er also ein letzter Rest von einem Jugendlichen, der die Kirche schätzt und der sich dort zuhause fühlt?

Mag sein. Sein Einsatz ist sicher nicht gewöhnlich. Als er eine Website mit eucharistischen Wundern erstellt, wundern sich alle. Aber es scheint im Nachhinein verständlich, da er von der Eucharistie besonders fasziniert ist und deshalb von ihr sprechen will und vielleicht sogar muss.

Sicher müssen nicht alle Jugendlichen wie Carlo sein. Ich merke auch, dass ich in meiner Jugend noch andere Interessen als er hatte. Doch kann er Jugendlichen von heute ein gewisses Vorbild sein, denn er gibt mit, dass man zu seinen Überzeugungen – auch und gerade im Glauben – stehen sollte.

Ja, Carlo war wohl wirklich einmalig. – So, wie alle Jugendlichen sein wollen. Keiner will eine Kopie sein, doch werden es viele im Laufe der Zeit. Carlo hat gelebt, wovon er überzeugt war – auch wenn ihm leider Gottes nicht viel Zeit auf Erden geschenkt war.

Einige Zitate von ihm finde ich für einen Jugendlichen in seinem Alter mehr als überraschend und authentisch zugleich:

„Geld ist nur Altpapier. Was im Leben zählt, ist der Adel des Geistes, das heißt die Art und Weise, wie man Gott liebt und wie man den Nächsten liebt.“

„Was sorgen sich die Menschen so sehr um die Schönheit des eigenen Körpers und vergessen darüber die Schönheit der eigenen Seele?“

(Carlo Acutis)