„Wenn Worte meine Sprache wär`n“ – Weihnachtspredigt

„Wenn Worte meine Sprache wär`n“ – so singt der deutschsprachige Sänger Tim Bendzko und weist dabei den Worten eine besondere Bedeutung zu.

Liebe Kinder und Jugendlichen, liebe jungen Christen und Familien, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, die wir das Weihnachtsfest feiern. Wir feiern, dass das Wort konkrete Gestalt bekommt. – Ein faszinierender und fast schon unglaublicher Moment. Dieses Wort ist keine Plauderei, sondern die Erfüllung zahlreicher anderer Sprüche und Worte, die dieses Wort angekündigt haben. Und so viele haben auf dieses besondere Wort gewartet – über Generationen hinweg. Auch in unseren Tagen warten Menschen manchmal auf das ein und alles entscheidende Wort, das zu ihnen gesagt wird. Oder sie warten gar auf Worte der Vergebung, der Hoffnung und Zuversicht ihrer Familienangehörigen oder von anderer Seite.

„Wenn Worte meine Sprache wär`n“ – ein Ausdruck dafür, wie wichtig richtige, wahre, ja echte Worte sind. Und ja, was hat nicht in früheren Zeiten das Wort gezählt.

Als man sich noch beim Wort nehmen konnte

Beim Wort hat man sich genommen, wenn man Verhandlungen geführt hat. Mündliche Zugeständnisse, die mehr gezählt haben als schriftliche Verträge. Das Wort, verbunden mit dem Handschlag, hatte Bedeutung.

„Steh` zu deinem Wort“ – so wurden und werden bis heute Freundschaften geprüft. Dahinter steckt das Anliegen, herausfinden zu wollen, ob man sich auf das Wort des anderen verlassen kann. Oder ob das, was er oder sie versprochen hat, nur inhaltsloses Geplapper und Plapperei ist – ohne große Bedeutung und im Ernstfall gar inhaltsleer. Denn der Wortbruch scheint bei manchen kein Problem zu sein. Gemäß dem Motto: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ – das Konrad Adenauer zugeschrieben ist und oft ergänzt wird mit: „Nichts hindert mich, weiser zu werden.“

Eine Gesellschaft, die manchmal inhaltslos plappert

In unserer Zeit angekommen, stelle ich immer wieder fest, was nicht bei uns geplappert und geschwurbelt wird. Dumm dahergeredet, gemeint und gesagt. So viele Menschen, die zu allem und jedem etwas zu sagen oder zu meinen haben. Es scheint mir manchmal wirklich eine große Sünde zu sein, was nicht alles in unserer Welt gezwitschert, getwittert und kommentiert wird. Allen voran in den sozialen Netzwerken, in denen es oft genug keine Scheu mehr vor falschem Zeugnis, Falschbehauptungen, sogenanntem Hate-Speech und gezielten Diffamierungen mehr gibt.

Der alte stereotypisch zugeordnete Satz „Ein Mann – ein Wort. Eine Frau – ein Wörterbuch“ kann jedenfalls auf beide Geschlechter angewandt werden.

Geredet und gemeint wird immer – allen voran an Stammtischen, in Leserbriefen, am Arbeitsplatz und in der Schule, aber überhaupt in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Und manchmal – so kommt es mir jedenfalls zunehmend vor – besonders in der Kirche. Der meint über die oder jenen etwas zu wissen und umgekehrt und jeder meint unbedingt seine Meinung zu allen Themen weitergeben zu müssen. Daher ermüden mich zunehmend die endlosen Diskussions- und Gesprächsrunden, Foren und Plauderrunden in der Kirche.

Das Christentum: Religion, die auf das Wort baut

Auf der anderen Seite: unsere Religion lebt vom Wort und es wird ihm gar eine einzigartige Bedeutung zugemessen! Das wird im Evangelium des heutigen Tages besonders deutlich: Gott misst dem Wort eine enorme Bedeutung zu! Gott schafft durch das Wort. Und schließlich: Das Wort wird Fleisch! Nimmt konkrete Gestalt an – wird ein Mensch, wie du und ich es auch sind.

Was ist das also für ein großes Geheimnis, das da der Evangelist Johannes in wunderbar poetischer Sprache voller Glauben uns zuspricht! Das Schöpfungsgeheimnis des Wortes ist im wunderbaren Prolog des Johannes wirklich einmalig.

Daher hat das Wort eine besondere Bedeutung und eine positive Seite: Das Wort schafft Großartiges, Einmaliges. Das Wort baut auf. Es bestärkt. Es bringt Gott zur Welt. Das Heil lässt es konkret werden.

Ja, Worte haben wirklich ihre Bedeutung. Wir Menschen sind die einzigen Wesen, die sich miteinander unterhalten können und dabei auch über die Bedeutung der Worte nachdenken und gar reflektieren können.

„Steh` zu deinem Wort!“ – ein Auftrag an uns.

Wie wichtig Worte sind, zeigt sich doch vor allem im Miteinander – im konkreten Kontakt! Welchen Wert haben nicht erste Worte von Säuglingen oder letzte Worte von Sterbenden.

„Ich nehme dich beim Wort“ – immer wieder ein Auftrag und Anspruch an uns.

Und wie wichtig sind in diesen Tagen und in unseren menschlichen Beziehungen nicht die positiven und aufbauenden Worte der Bestärkung, die wir uns gegenseitig zusprechen können.

Gott baut auf das Wort. Er erfüllt das Wort. Er ist keine Worthülse.

„Wenn Worte meine Sprache wär`n“ – sprechen wir Menschen.

Gottes Sprache ist das Wort. Es ist wahr, konkret und einmalig.

Lassen wir uns vom Wort erfüllen und tragen wir das Wort in die Welt und vertiefen wir es in unserem Leben, liebe Schwestern und Brüder im Glauben.

Amen.