„Der verborgene Sinn hinter den Dingen.“ – Predigt zu Fronleichnam

Der Mensch will nicht nur staunen, sondern ergründen.

Eine der Fähigkeiten von uns Menschen ist es, Dinge genau zu betrachten.

Wir staunen über die Geschöpfe dieser Welt. Wir wollen ergründen, tiefer und genauer erforschen und allem auf den Grund gehen. Es steckt in uns seit alters her. Mit Mikroskopen und anderen Messobjekten wollen wir die noch so kleinen Dinge sehen und erklären: seien es winzige Bakterien oder kleinste Objekte und Atome.

Und das ist auch gut so. Denn sonst wären wir auch nicht auf dem heutigen Stand der Forschung und hätten viele der Errungenschaften nicht. Sie nutzen wir nämlich in den Bereichen von Medizin und Wirtschaft. Und sie haben dazu geführt, dass wir in unserem Land durch Medizin und Forschung einen hohen Lebensstandard erreicht haben.

Gut, dass es kluge Köpfe gibt!

Und ich bin dankbar, dass es kluge Köpfe – Frauen wie Männer – in allen wissenschaftlichen Disziplinen gibt, die gerne in Büchern lesen, massenhaft Seiten an wissenschaftlichen Arbeiten und mehr produzieren, die sich grübelnd in Labore setzen und genau beachten. Viele von ihnen, die sogar Nachtschichten einlegen und ihre Freizeit opfern, auf dass die Menschheit vorankommt. Sicher lässt sich darüber streiten, wie es in Zukunft aussehen wird. Und ebenso darüber, ob die Vorzeichen in unseren Tagen eher positiv oder negativ getrübt aussehen mögen. Denn wir fragen uns manchmal, wohl auch zurecht, ob denn die Menschheit wirklich immer mehr und immer weiter voranschreitet. Oder, ob unser Zenit nicht manchmal überschritten scheint. Mir geht es so, wenn ich sehe, was wir Menschen an unseren Erfindungen nutzen, um uns letztlich gesehen selbst wieder zu schaden.

Also: Gut, dass es vieles gibt, was wir durch unser stetes Streben nach „Höher. Weiter. Schneller. Besser“ erreicht haben.

Und doch ist uns nicht alles ersichtlich! Wir brauchen auch noch andere Sinne.

Nun gibt es aber auch Bereiche in unserem Alltag und Leben, die uns dennoch verborgen sind oder für die wir andere Methoden und Sinne brauchen. Was meine ich damit?

Wenn ein Mann einer Frau oder auch umgekehrt einen Strauß Blumen schenkt, dann ist uns klar, dass die beiden etwas Besonderes verbindet und dass damit etwas Schönes ausgedrückt werden soll. Sei es „Ich hab dich lieb! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Sorry, es tut mir leid. Ich hoffe, wir sind wieder gut miteinander!“ Oder einfach: „Schön, dass es dich gibt“

Der Sender, also einer der Beiden drückt mit seinem Medium – dem Strauß Blumen – dem Empfänger aus: Du bist mir wichtig! Es ist schön, dass es dich gibt. Und der Empfänger kann das Medium auch deuten. Er weiß: Es ist nicht einfach ein Mix aus zahlreichen Blumen und etwas Grün, das mir da in die Hand gedrückt wird, sondern es geht um eine Aussage. Mein Gegenüber will mir mit diesem Strauß etwas sagen und zeigen: nämlich, dass ich ihm wichtig bin.

Ähnlich ist es doch auch bei einem Ring, der bei einer Verlobung oder Hochzeit zwischen Mann und Frau ausgetauscht wird. Es geht nicht um die so und so viel Gramm des metallischen Goldes und dessen Wert. (zumindest sollte es so sein) Sondern es geht um die kostbare Botschaft, die dahintersteckt: Ich liebe dich und ich will, dass unsere Liebe ewig greifbar wird. Daran will ich mich immer wieder erinnern. Wenn ich den Ring als Zeichen anschaue. Er, der mich einlädt, an den besonderen und gar einmaligen Tag zu erinnern. Ein Gegenstand, an dem ich mich einfach erfreue, weil er mir die gegenseitige Liebe vor Augen führt.

Ich kann fortfahren mit Freundschaftsbändern, die wir aus Dankbarkeit miteinander austauschen. Oder einer Schachtel Pralinen als Zeichen der Dankbarkeit für eine erwiesene Hilfe. Oder einer Kerze, die wir in Anteilnahme entzünden oder überreichen.

Immer wollen wir mit einem Medium, einem Gegenstand, sagen: Du bist mir wertvoll und wichtig. Dazu kommt, dass verstanden wird oder verstanden werden kann, was die jeweilige Person damit ausdrücken will.

Der verborgene Sinn hinter den Dingen

Es steckt also ein verborgener Sinn hinter den Dingen, die wir mit unseren Sinnen, unseren Erfahrungen und unserer Reflexionsfähigkeit entschlüsseln können.

Natürlich gibt es auch immer Menschen, die nicht alle Dinge entschlüsseln können oder wollen. Manchmal greifen wir auch zu den falschen Gegenständen, die der Andere nicht deuten kann oder falsch deutet. Etwa, wenn wir begeistert und völlig angetan eine wunderbar riechende Duschlotion überreichen und der Andere fragt: „Ist das jetzt ein Hinweis, dass ich mich endlich mal wieder waschen sollte?“ Oder wenn die Liebe gestanden werden soll und anstelle wunderbarer roter Rosen die gewählten Veilchen für einen fragenden Blick bei der großen Liebe sorgen.

So, nun würde ich sagen, haben wir uns wunderbar an das heutige Thema angenähert. Sie alle können nun mit mir deuten, dass Zeichen immer eine besondere Bedeutung haben. Dass sie entschlüsselt werden wollen und dass hinter den Dingen immer ein verborgener Sinn steckt.

Der verborgene Sinn in Bezug auf die Eucharistie

Und wie könnte es auch anders an diesem heutigen hohen Festtag zu Fronleichnam sein, als dass ich mit euch und für euch auf dieses kleine Stück Brot schauen wollte. Das, was wir heute ins Zentrum stellen, verehren, bestaunen und gar durch unseren Ort tragen.

Natürlich sehen wir mit unseren Augen ein kleines Stück Brot. Natürlich blicken unsere Augen auch nach der Wandlung durch den Priester auf das Brot, das wir dort sehen. Doch ist das Brot zugleich etwas anderes. Denn auch das Brot ist für uns zeichenhaft. Wir sehen darin Jesus Christus, der sich uns in den einfachen Gaben von Brot und Wein schenkt. Aber wir sehen ihn verändert, nämlich in der heiligen Eucharistie, also in seinem Fleisch und Blut.

Denn wie der metallene Ring erst durch das Versprechen der Treue und immerwährenden Liebe durch Bräutigam und Braut seine Bedeutung verändert und daher seine wahre Bedeutung ersichtlich oder zumindest durch unsere Gefühle verständlich wird, so ist es auch bei der Eucharistie. Durch die Macht der Worte der Wandlung verändern sich die einfachen Gaben von Brot und Wein in Fleisch und Blut Jesu. Erst jetzt haben sie eine andere Bedeutung. Erst jetzt sind für uns ein kostbarer Schatz im Glauben, weil wir darin Jesus direkt sehen. Weil er uns diese Worte anvertraut hat. Worte, die wir im ältesten Einsetzungsbericht in der Zweiten Lesung aus dem ersten Korintherbrief gehört haben. Auf dass wir die Zeichen richtig deuten können und Jesus für uns greifbar und auch tatsächlich begreifbar wird!

Sprich immer wieder vom Geheimnis der Eucharistie!

Wenn sich also in unseren Tagen viele Menschen schwer tun, das Zeichen der Eucharistie zu verstehen, so liegt es an uns, es für die Menschen unserer Tage zu deuten. Es gelingt uns, wenn wir davon berichten, was wir da sehen. Nicht direkt mit unseren Augen, sondern mit den Augen unseres Herzens.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, Jugendliche, Familien, Alt und Jung. Lassen wir uns von den Zeichen in unserem Umfeld ansprechen. Versuchen wir sie zu deuten. Blicken wir genau hin und versuchen wir sie zu ergründen. Doch lassen wir uns zugleich von den Zeichen ergreifen, die wir nicht mit dem ersten, sondern mit dem zweiten Blick richtig wahrnehmen. Mag auch sein, dass wir vielleicht erst Stück für Stück besser verstehen.

Von Herzen wünsche ich euch, ja wünsche ich uns allen: Geben wir den Zeichen immer wieder die Chance der Überraschung. Geben wir Jesus die Chance, dass er uns auch in unsren Tagen überrascht. Dass unsere Augen, Herzen und all unsere Sinne aufgehen, wenn wir uns auf ihn einlassen. Wenn wir auf ihn schauen in der Eucharistie, im Brot des Lebens, im Zeichen seiner Liebe zu und für uns Menschen. Amen.