Ist dir dein Glaube wichtig? Und wie zeigt er sich überhaupt? Wie wird er konkret? Es sind Fragen, die uns direkt und indirekt im Evangelium des heutigen 12. Sonntags im Jahreskreis, aber ebenso in den Evangelien des letzten Sonntags und des Fronleichnamsfestes gestellt werden.
Die Glaubensschule im 9. Kapitel des Lukasevangeliums
Denn es trifft sich in der Leseordnung der Evangelien in diesem Lesejahr C gut, dass wir in diesen Wochen wie in eine Glaubensschule eingeführt werden. Im 9. Kapitel des Lukasevangeliums, das wir derzeit lesen, erhalten wir eine Schulung darüber, dass unser persönliches Glaubenszeugnis entscheidet.
Das Kapitel beginnt mit der ersten Lehreinheit Jesu: nämlich der Aussendung der Jünger in alle Welt, die mit Wenigem auskommen müssen. Nur das Nötigste sollen sie überhaupt mitnehmen. Unnötigen Ballast sollen sie sein lassen. Allein ihre Überzeugung und Zeugnis für Jesus reichen aus, auf dass sich die Botschaft des Glaubens in der Welt verbreiten kann.
In der Unterweisung der Jünger folgt als Nächstes der realistische Blick, den Jesus seine Jünger lehrt. Nicht überall werden sie Erfolg haben und es gilt Durststrecken auszuhalten.
Natürlich gibt es auch widrige Bedingungen, die auf sie zukommen. Denn es bleibt nicht unbeachtet, dass Jesus und die Seinen umherziehen und dass sie die Menschen lehren. Schnell sind verschiedene Vermutungen im Umlauf und ein jeder meint, etwas zu wissen. Herodes, der Tetrarch, hört von den Menschen sowohl, dass Johannes von den Toten auferstanden sein soll. Aber auch, dass der ominöse Elija wieder auf Erden erblickt worden ist.
Von der Glaubens- zur Lebensschule
Von all diesen Ereignissen berichten die Jünger Jesus auf dem Berg, auf dem das Wunder der Speisung der Fünftausend stattfindet. Es ist jenes Evangelium, das wir an Fronleichnam gehört haben. Auch hier lehrt Jesus die Jünger wieder und geht von der Glaubensschule zur Lebensschule über. Es ist wie der praktische Ausbildungsteil, den die Jünger da nun durchmachen. Gleich werden sie ins Wasser geschmissen und sollen zeigen, was sie gelernt haben. Der Lernertrag ist: Es reicht für alle. Denn alle werden satt, wenn nur der Lobpreis Gottes im Zentrum steht und der Blick zum Himmel gesucht wird.
Und Jesus will wissen, was die Menschen – und auch du – von ihm halten
Nach dieser Einordnung in die Geschehnisse des Lukasevangeliums sind wir im Evangelium des heutigen Sonntags im Örtchen Philippi im Norden Israels versammelt, wovon wir im Matthäusevangelium als Parallelstelle mehr erfahren. Dort will Jesus wie in einer Meinungsumfrage herauszufinden, was die Leute von ihm halten. Die Jünger führen verschiedene Prophetengestalten an, die von den Leuten als die Quellen ihres Glaubens genannt werden.
Doch Jesus will, dass die Jünger noch mehr nachspüren, was sie zutiefst innerlich von ihm halten. Er will eine Antwort, die von Herzen kommt und zu Herzen geht, denn er weiß, was ihm schon bald sprichwörtlich blühen wird. Und das können wir sogar wörtlich nehmen, da nach dem lebendigen Messiasbekenntnis die Leidensankündigung Jesu folgt. Jesus kündet an, dass ihm Leiden und gar der Tod blühen, aber auch, dass er zum Leben aufblühen wird.
Wanderexerzitien mit Jesus als geistlichem Begleiter
Jesus macht sich also mit seinen Jüngern zu einer Wanderung auf, bei der sie aber nicht singen „Das Wandern ist des Müllers Lust“, sondern sie machen Wanderexerzitien „ad fontes“, wie die Lateiner sagen. Eine geistliche Auszeit oder Alltagsexerzitien, bei denen sie zu der wahren Quelle des Glaubens gelangen sollen. Dort, im wasserreichen Gebiet des heutigen israelischen Naturschutzgebietes Tel Dan entspringt der Fluss Banyas – einer der Quellflüsse des Jordan. Indem Jesus also seine Jünger zur sprudelnden Quelle an der Felswand führt, will er sie persönlich einladen, sich zu einer Reise zu ihrer eigentlichen Quelle im Glauben aufzumachen. Er lässt sie prüfen, wer die Quelle ihres Glaubens ist. Und er lädt immer neu jede und jeden Einzelnen ein, sich auf eine Quellenerkundung zu begeben.
Von Petrus erhält Jesus schließlich eine Antwort, von der Jesus überzeugt ist, dass er sie nicht aus sich selbst heraus hat. Denn Petrus nennt den verborgenen Titel Jesu als den „Christus Gottes“, wie die neue Einheitsübersetzung den Messiastitel übersetzt. Er drückt damit die sehnsüchtige Hoffnung des Volkes Israel aus. Der Retter und Erlöser des Volkes ist gekommen, welcher die Welt aus der Macht des Todes erlösen wird und der das ewige Reich des Friedens und des Glaubens herstellen wird. Und dieser „Messias“ hat eine konkrete Gestalt. Er ist eine konkrete Person und ein fleischlicher Mensch: Jesus. Er, der Sohn Gottes, wie Petrus bekennt.
Für Petrus, die Jünger, aber auch für uns heute, hat seine Antwort nachträglich gesehen Folgen. Denn Jesus baut auf das aus dem Herzen stammende Bekenntnis. Und er baut auch heute auf unser eigenes Glaubensbekenntnis zu ihm.
Konsequenzen der praktischen Ausbildung im Sinn Jesu
Denn als zweiter Teil des Evangeliums folgen die Konsequenzen in der praktischen Ausbildung eines jeden, der Jesus nachfolgen will. Diese sind:
1) Sich selbst verleugnen. Die erste schwere und für uns heute wohl auch seltsame Formulierung und Forderung, sich selbst zu verleugnen. Sie meint: sich selbst nicht an die erste Stelle zu stellen und ist somit das Gegenmodell zum Individualismus. Es geht darum, einen Anderen ins Zentrum zu stellen: nämlich den, dem man nachfolgen will.
2) Das Kreuz auf sich nehmen. Das eigene Kreuz tragen ist die zweite Konsequenz der Nachfolge. Das bedeutet, Rückschläge hinzunehmen, auch mit Misserfolgen zu leben und sich immer daran zu erinnern, wer das wahre Kreuz getragen hat: Jesus. Ich soll also das auf mich nehmen, was mich fordert und auch herausfordert, manchmal aber auch beschwert. Gleichzeitig ist da aber auch das Zutrauen Jesu, dass ich es tragen und schaffen kann.
3) Nachfolge. Die letzte Konsequenz ist die Nachfolge. Damit ist ausgesagt, sich mit Jesus auf den Weg zu machen. Immer mehr in seine Spuren zu treten und immer mehr zu ihm gelangen. Und warum? Um das Leben in der Fülle zu gewinnen.
Jesus lehrt uns an diesem Sonntag, dass unser persönliches Glaubenszeugnis zählt. Und er fordert das auch von einer jeden und einem jeden von uns ein. Er will, dass wir konsequent glauben und leben und ihm nachfolgen. Amen.