Nach-Folgebedingungen oder nachfolgende Bedingungen!?

Die kleinen Kürzel auf Verträgen haben es in sich

Auf Verträgen begegnen sie mir immer wieder. Diese kleinen Sterne, die mich zu einem Text unterhalb der Leistungen, etwa eines Stromanbieters, führen. Dort befindet sich ein klein gedruckter Text, der nur schwer zu lesen ist. Und immer wieder habe ich den Eindruck: das ist natürlich ganz bewusst so. Denn auf diese Weise und mit dieser Taktik soll ich davon abgelenkt werden, wo denn die Haken sind. Und davon scheint es zahlreiche zu geben. Denn auf Beipackzetteln, im Untertext der Werbung und auch auf allen möglichen Produkten der Supermärkte sieht es ja nicht anders aus. Alles müsste ich erst einmal genau erforschen, durchlesen, mir Gedanken machen und prüfen, ob ich denn genau das möchte, was mir da angeboten wird. Viel wird mit Trick, Ablenkung und bewusster Irreführung gearbeitet, um Produkte und Dienstleistung an Frau und Mann zu bringen.

Bei Jesus gibt es andere Bedingungen

Anders ist es bei Jesus im heutigen Evangelium, wo er klare Nach-Folgebedingungen nennt oder wenn seine nachfolgenden Bedingungen klar werden.

Denn wie ich vergangenen Sonntag in meiner Predigt und der Einordnung in das 9. Kapitel des Lukasevangeliums deutlich gemacht habe, folgt am Anfang des Kapitels die Aussendung der Jünger in die Welt. Das Tun folgt also am Anfang, doch wird es im heutigen Evangelium konkret, wenn Jesus auf die Bedingungen eingeht, die von denen erwartet werden, die ihm nachfolgen. Dazu finden wir in den Schriftlesungen des heutigen Sonntags zahlreiche Bilder, auf die ich nun gerne eingehen möchte:

Der Mann, der mit dem Pflügen beschäftigt ist (1 Kön 19,16b.19-21): er bekommt den Mantel des Elija zugeworfen.

Diese alttestamentliche Lesung lehrt uns, dass Berufung mitten im Alltag geschehen kann. Menschen, die den Ruf Gottes mitten in ihrer Geschäftigkeit und Arbeit wahrnehmen oder die mitten im Tun berufen werden.

Da ist dieser Elischa eher die Regel als die Ausnahme. Wir denken etwa an die Fischer und ersten Jünger, die Jesus mitten beim Fischen zur Nachfolge aufruft.

Auch in unseren Tagen werden Menschen mit Berufstätigkeit berufen, um Jesus nachzufolgen. Zeugnisse davon gibt es bei vielen sogenannten Spätberufenen, die nach einer Ausbildung oder mitten in ihrer Berufstätigkeit den Ruf zur Nachfolge spüren. Es sind zahlreiche Ordensleute, denen es so geht oder auch Seminaristen, die ihren Beruf aufgegeben haben, um Jesus nachzufolgen. Auch zwei Seminaristen unseres Bistums Würzburg wie zahlreiche schon ausgebildete Priester sind im Spätberufenenseminar St. Lambert in Lantershofen in der Nähe von Trier auf diesem Weg unterwegs. Elischa, der mit seinem Pflug unterwegs ist, lehrt, sich auf die Spur zu begeben, in der Spur zu bleiben und gleichzeitig offen zu bleiben für den Ruf Gottes, den wir an vielfältigen Orten vernehmen können.

Die Bilder aus dem Evangelium (Lk 9,51-62)

1. „Der Menschensohn hat keinen Ort, um sein Haupt niederlegen zu können.“

Als Erstes wird von Jesus jener vor Augen geführt, der Jesus bereitwillig nachfolgen will. Ihm nennt Jesus als Nachfolgebedingung das Bildwort vom Menschensohn, der im Gegensatz zu den Füchsen mit ihren Höhlen und den Vögeln mit den Nestern keinen Ort hat, wo er sein Haupt niederlegen kann. Ich meine, dass Jesus damit deutlich machen will, dass Berufene jederzeit zum Aufbruch fähig sein müssen. Als Priester der Diözese bin ich nicht für einen Ort geweiht, sondern, dass ich die frohe Botschaft in alle Welt bringen muss. Daher sind zahlreiche Welt- und Ordenspriester nicht in der sogenannten Stabilitas auf einen Ort beschränkt, wie es etwa viele Benediktiner sind. Im Gegensatz zu ihnen ziehen sie nach einer bestimmten Zeit immer wieder weiter. Von einer Stelle zur Nächsten, um damit der Forderung Jesu zu entsprechen, sich nicht an einen Ort festzumachen, sondern allein in Gott festzumachen.

2. „Lass die Toten ihre Toten begraben!“

Das nächste Bild und die nächste Forderung haben es in sich. Da wird von einem Mann berichtet, der Jesus nachfolgen will. Doch er will zunächst seinen Vater begraben und dann nachfolgen. Jesus kontert ihm radikal: „Lass die Toten ihre Toten begraben!“ Ein Wort, das für Unverständnis sorgt. Selbst strenge Ordensgemeinschaften unserer Tage haben heute erkannt, dass es Ausnahmen von der Regel geben muss und Menschen bewusst von ihren Lieben Abschied nehmen müssen und gar dürfen.

Ist Jesus also in seiner Forderung unmenschlich und erwartet er in extremistischer Gesinnung die Selbstaufgabe von Menschen? Ich meine, dass er mit diesem Bild deutlich machen will, dass keiner die frohe Botschaft zu den Menschen bringen kann, solange er in der eigenen Trauer gefangen ist. Solange ich mit mir beschäftigt bin – und dazu brauche ich Zeit – ist es nicht gut, wenn ich für mich eine so prägende Entscheidung treffe, wie die der Nachfolge im Sinn Jesu.

3. „Wer nochmals zurückblickt, taugt nicht für das Reich Gottes!“

Als Letztes wird der Mann ins Spiel gebracht, der sich zunächst von seiner Familie, seinen Angehörigen und Freunden zuhause verabschieden will und der dann Jesus nachfolgen will. Auch ihm hält Jesus schroff entgegen, dass es so nicht geht. Dabei greift er das Bildwort des Elija auf, wenn er sagt, dass „keiner [für das Reich Gottes taugt], der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt. Dahinter steckt die Erfahrung aus der Landwirtschaft, dass man aus der Spur kommt und gar einen Unfall verursacht, wenn man beim Pflügen mit Ochs und Gespann mit dem rückwärtsgewandten Blick unterwegs ist.

Für die Nachfolge im Sinn Jesu bedeutet das folglich, dass ich mich nicht allein an denen festmachen soll, die mich auf meinem Weg – meiner Spur – bisher begleitet haben. In der Nachfolge begebe ich mich auf eine neue Spur, die vor mir liegt. Auf die Spur des Rufers, der mich zur Nachfolge aufruft. Gerade darin begründet liegt das heute bei vielen falsch oder kaum verstandene Zölibatsversprechen von Diakonen, Priestern und die Keuschheit der Ordensleute. Es geht darum, sich nicht an den Menschen festzumachen, sondern allein an Jesus. Denn nur er kennt die wahre Spur, die zum Leben führt.

Nachfolgebedingungen – krass oder gar unmöglich?

Ja, die Nach-Folgebedingungen, die Jesus heute stellt, sind krass und sie haben es in sich. „Wer es erfassen kann, der erfasse es.“, spricht Jesus an einer Stelle im Matthäusevangelium. Was Jesus heute im Evangelium deutlich machen will, ist, dass Berufung kein Zuckerschlecken ist. Auch, dass Berufung nicht irgendeine Tätigkeit oder ein Beruf ist, sondern eine Lebensentscheidung mit Folgebedingungen und dass die Entscheidung auch gut überlegt sein mag.

Gottes Personal nicht nicht nur große Helden!

Wenn wir nun denken, das sei unmöglich, dann ist das verständlich. Doch wissen wir auch, auf wen Gott nicht schon alles gebaut hat. Und das waren nicht immer nur die großen Helden.

Dazu möchte ich abschließend einen Text mitgeben, der mich immer wieder motiviert:

Jakob war ein Betrüger. Petrus war impulsiv. David hatte eine Affäre. Noah betrank sich.

Jona lief von Gott davon. Paulus war ein Mörder. Miriam eine Tratschtante.

Martha machte sich zu viele Sorgen. Gideon war unsicher. Thomas ein Zweifler.

Sarah war ungeduldig. Elija war depressiv. Moses stotterte.

Zachäus war zu klein. Abraham zu alt. Lazarus sogar schon tot.

Gott beruft nicht die Qualifizierten.

Er qualifiziert die Berufenen.

nach einer unbekannten Quelle