Im Blick auf das Kreuz Jesu ist mir in diesem Jahr die Stelle in der Passion aufgefallen, als die Soldaten um das Untergewand Jesu losen. Es scheint belanglos und es wird ein völlige Willkürlichkeit spürbar, die dort am Kreuz deutlich wird.
Jeden anderen, der sich in derselben Lage befunden hatte, hätte es ebenso treffen können, so der erste Blick.
Und ist nicht unsere persönliche Erfahrung gerade im Bereich von Krankheit genau so?
Die unsägliche Frage nach dem „Warum?“
Die erste Frage, die sich mit Leid und Krankheit Konfrontierte stellen, ist die des „Warum“, ergänzt mit dem „Warum ich?“
Willkürlich schalgen Krankheiten und ebenso leidvolle Momente zu. Da erkrankt jemand an Krebs, obwohl doch das Leben gesund und fit gelebt wurde. Ein anderer fällt von jetzt auf gleich im besten Lebensalter unerwartet um und die Angehörigen fragen: „Wie konnte das nur sein?“
Andere verlieren in einem sicher geglaubten Job ihren Arbeitsplatzi, obwohl die Firma über Jahre hinweg Gewinne erzielt hatte. Doch von jetzt auf gleich geschieht eine fatale Entscheidung der Verantwortungsträger und man wird vom schlechten Schicksal getroffen und muss mit den Folgen leben.
Erfahrungen aus der pastoralen Praxis
Ja, in den Seelsorge-, Beicht-, und Krankengesprächen erfahre ich von all diesem Leid. Menschen berichten davon, was an ihnen , an Familienangehörigen und Freunden geschehen ist.
Es gibt einige, die ihr nahendes Unheil und auch die Schicksalsschläge vorausahnen oder die wirklich wissen, was auf sie zukommt. Doch zumeist tifft das Los sie unerwartet, ungeplant und mit voller Wucht wie ein Schlag ins Gesicht.
Warum das so ist, kann ich nicht beantworten. Überhaupt meine ich, dass die Frage nach dem „Warum?“ uns oft in tiefen Gräben gefangen hält, wenngleich diese Frage natürlich auch zuläassig und oft sogar unumgänglich ist. Ich möchte heute dennoch as mitgeben, was Jesus widerfahren ist und wie er damit umgeht.
Rückblick auf den Gründonnerstag
Dazu erinnern wir uns an den gestrigen Gründonnerstag Am Ölberg verweilt Jesus in Stille und im Gebet auf sich alleine gelassen. Seine Jünger, die engsten Vertrauten an seiner Seite, sie können ihn nicht beistehen. Durch die Frage nach dem „Warum?“ muss er auf sich selbst gestellt durch. Und er kennt dise Frage sehr konkret. Seinen himmlischen Vater hat er gefragt, ob dieser ihm nicht den schweren, bitteren Kelch abnehmen könnte. Doch das tut er nicht. Jesus ringt und hatert mit Gott, seinem Vater. Er zweifelt und scheint fast daran zu verzweifeln. Er ist traurig, dass gerade auch seine Rückendeckung in Form der engsten Vertrauten auf allen Ebenen versagt.
Und er spürt die Niedergeschlagenheit bis tief in die Knochen und bis ins Mark, weil er weiß, dass er diese Situation nicht ändern kann.
Menschen in Krankheit und Leid geht es genauso oder ähnlich. Jede und Jeder wird abei andere Erfahrungen machen, die aber dennoch auch ähnliche Züge aufweisen. Mir persönlich sagt zu, dass Jesus als Mensch sich diesen Anfragen, Problemen und Ängsten stellt und dass er sie zulässt und nicht ausklammert. So wird nämlich deutlich, dass er wirklich und ganz und gar Mensch war. Denn wir Menschen kennen die Sorgen und Ängste, die Nöte und Plagen des Lebens mehr als genügend.
Doch wie geht es nun weiter? Wie finden wir aus diesen Situationen heraus? Oder wie schaffen wir es wenigstens mit ihnen zu leben?
Ich meine, dass es nicht von ungefähr kommt, dass die Lage am Ölberg in der anbrechenden Nacht stattfindet. Das Licht löscht sich zusehend wie sich auch nach schicksalhaften Nachrichten die Hoffnung immer mehr verlischt. Es gilt also zu wachen und zu beten. Wir müssen harren. Das genau tut Jesu am Ölberg. Er harrt dort mit Gott. Er ringt mit ihm wie auch zahlreiche Prophetengestalten es vor ihm getan haben und wie es wir auch immer wieder tun.
Selbst das Leben ändern und die Marschrichtung vorgeben
Doch der entscheidende Punkt findet in der tiefsten Dunkelheit in seinem Leben statt. Dann, wenn er alles zulässt und spricht: „Vater, nicht mein Wille, sondern dein Wille möge geschehehen.“ Nun wendet sich das schicksalhafte Los und es trifft nicht mehr ihn, sondern Er handelt.
Es ist der Punkt der Annahme des Loses, wenngleich dieses „Aktzeptieren-Können“ einen langen Prozess braucht. Denn das persönliche „Ja“ dazu kann kein anderer für einen sprechen, sondern das muss man selbst sprechen – und das im Herzen.
Als Jesus es aber ausgesprochen hat, da geht er anders mit seinem eigenen Los um. Er findet einen anderen Zugang und weiß, dass er seinen Weg stellvertretend für die Vielen geht, die ähnliche Wege zu gehen haben. In seinem Schmerzensweg hin zum Kreuz und ans Kreuz ist er Menschen alles Leides daher ein Gleichgesinnter, ein Freund und vielleicht auch eine Hilfe.
Denn das ist das große Geheimnis, welches wir am heutigen Tag des Karfreitags feiern. Am Kreuz gibt sich Jesus stellvertretend für uns alle hin. Eine größere Tat der Liebe kann es von ihm aus nicht geben. Deswegen hat der Evangelist bewusst ausführlich vom Leidensweg Jesu berichtet.
Fußwaschung nicht als einziger Auftrag, sondern als Auftakt
Die Fußwaschung als Auftakt ist daher nicht als einziges Zeugnis der Liebe Jesu an diesem Triduum zu verstehen. Vielmehr steht das stellvertretende Opfer am Kreuz für Johannes im Zentrum, wenn Jesus seinen Leib und sein Blut dort für uns hingibt und seinen Lebensatem aushaucht.
Gerade deswegen ist die Krankenkommunion für viele Menschen wahrlich eine Stärkung, weil sie aus dem Sakrament für das Leben Kraft schöpfen können. Oft sind wir Seelsorgerinnen und Seelsorger ebenso wie zahrlreiche Ehrenamtliche unterwegs, um den Kranken, Geschwächten und alt Geworderdenen diese Stärkung zu reichen. – Es ist ein wahrlich schöner Dienst, den wir da im Auftrag des Herrn tun können.
Wir dürfen erfahren und miterleben, wie Menschen die Erfahrung sammeln dürfen, dass Gott für sie, mit ihnen und in ihnen ist – und das sowohl in Schmerz wie in Leid.
Daher werden wir nun ein Glaubenszeugnis hören, das davon spricht, wie ein Gemeindemitglied die eigenen Erfahrungen mit dem Kreuz wahrnimmt und wie im Kreuz Stärkung gefunden werden kann.