
Gerade eben haben wir Schwestern und Brüdern unserer Gemeinde die Füße gewaschen. Es ist ein Dienst, den Jesus aus Liebe und als Vorausbild und Auftrag an seinen Jüngern getan hat.
Aufträge Jesu an uns an diesem besonderen Tag
Denn an diesem hohen und heiligen Tag des Gründonnerstags gibt uns Jesus gleich mehrere Aufträge mit. Und das, auch wenn in unseren Breitengraden dieser Tag leider Gottes immer mehr an Bedeutung verliert. Ich vermute, da das wirkliche Verständnis dieses besonderen Tages abhanden gekommen ist. Daher möchte ich mit Ihnen und Euch näher darauf schauen, um im Blick auf Jesu Werk zu staunen, sich zu erinnern und es mehr und mehr zu verinnerlichen.
Ganz am Beginn des Evangeliums des heutigen Tages der Messe vom letzten Abendmahl wird angegeben, dass Jesus seine Stunde kennt. Es ist die besondere Stunde, in der er aus allem Bisherigen herausgerufen wird. Etwas viel Größeres wartet auf ihn und mit ihm auf die gesamte Menschheit.
Der Weg der Glaubens- und Gebetsschule
Sein Weg beginnt mit dem Weg, den er geht. Für uns beginnt sogleich eine Glaubens- und Gebetsschule, in die er uns mitnimmt.
Auch Sie, auch Ihr kennt sicher das Gefühl, das bei einem aufkommen kann, wenn etwas Besonderes ansteht. Zuvor ist alles ganz normal gelaufen und die Zeit ist irgendwie „dahingepletschert“, wie man im Dialekt sagt. Doch auf einmal ist alles ganz anders. Auf einmal „pressiert“ es. „Jetzt oder nie“, so sagen wir. Vielen aber fällt es in diesen Situation schwer, sich für das Richtige zu entscheiden. Das merke ich auch in meinem Einsatz an den Schulen. Viele Jugendliche tun sich schwer, die für sie zielführenden Entscheidungen zu treffen.
Die Stunde Jesu ist aber heute gekommen. Und er lässt sich auf sie ein. Wir hingegen schieben gerne auf. „Noch einmal umdrehen“, denken wir uns beim Aufstehen. „Noch einen kurzen Moment mit meinem Freund / meiner Freundin spielen“, quengeln Kinder gerne. „Jetzt noch nicht, aber irgendwann“ – beginnen unsere Vorsätze und Ziele, die doch oft keine Erfüllung finden.
Tun ohne Aufschub
„Jetzt“ ist der Augenblick“, lehrt uns Jesus heute. Deutlich wird das am heutigen Tag im Hochgebet. Denn einzig an diesem Tga wird als Einschub gesprochen: „Das ist heute.“
Daher lehrt uns Jesus als Erstes: Wenn die Zeit gekommen ist, gibt es keinen Aufschub. Dann musst du die Gelegenheit am Schopf packen und loslegen, ob es dir nun gelegen oder ungelegen ist. Denn noch einmal gibt es keinen Aufschub.
Dienst am Nächsten auch bei dessen Versagen
Für Jesus beginnt sein Auftrag an die Jünger konkret mit der Fußwaschung. Es ist jener Dienst, den gewöhnlich die Knechte übernehmen mussten, um ihren Herrren zu Diensten zu sein. Bei Johannes kommt es zu dieser Fußwaschung in dem Moment, als in Judas bereits der Verrat seines Herren ins Herz eingedrungen war. Jesus ist bewusst, was ihn ihm vorgeht, auch wenn er es nur verdeckt anspricht und nicht klar wird, ob Judas seine Bemerkungen entdeckt.
Mir scheint im Evangelium die Vergebung seinem Freund gegenüber durch, wenn er ihm trotz Scheitern und Versagen die Füße wäscht. Denn er gibt ja an einer anderen Stelle mit, dass er nicht gekommen ist, „sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen.“ (vgl. Mk 10,45) Er will für alle da sein. Und ergänzend heißt es in einer wieder anderen Stelle: „Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Frommen.“ (Mt 9,13)
Papst Franziskus und die Fußwaschung
Jesus gibt also in der Fußwaschung als zweiten Auftrag mit, im Dienst an den Menschen keine Unterschiede zu machen. Daher wäscht Papst Franziskus am Gründonnerstag seit einigen Jahren Menschen am Rande die Füße. Dazu zählen Migranten, Arbeitslose, Gefangene, Leidgeplagte und viele mehr.
Für mich macht er damit deutlich: Auch ich will euch ein Beispiel geben und umsetzen, was ich als Auftrag Jesu verstanden habe. Daher finde ich es immer eine eindrückliche Geste des Papstes, die aber viel mehr ist: nämlich eine wahre Haltung.
Jesus gibt uns am heutigen Tag, an dem wir die Einsetzung des Priestertums und der Eucharistie feiern, noch das Zeichen der Fußwaschung mit. Die zentrale Aussage dieses Dienstes ist also: Wenn die Zeit gekommen ist, dann handle entschieden. Nimm dir in diesen Situationen ein Beispiel an Jesus.
Und wie wir unseren Dienst wahrnehmen sollen, wird ebenso angesprochen: Tu alles ohne Vorgedanken. Du tust es nicht für dich, auch nicht nur für die Anderen, sondern für einen völlig Anderen: Für Gott selbst.
Ich wünsche uns an diesem Tag besonders, dass wir mehr und mehr in der Gebets- und Glaubensschule Jesu wachsen und tun wie er getan hat. Amen.
Dankeschön, so bin ich mit euch verbunden! Lb Gruss Ruth